Berlin, 20. Juli 2010.
Mit Blick auf die
internationale Afghanistan-Konferenz hat Caritas-Präsident Peter Neher eine
Beteiligung des von der Bundesregierung geforderten „Konzepts der Vernetzten Sicherheit“
abgelehnt. „Wir begrüßen es, dass die Regierung zusätzliche Mittel für die
Arbeit der Hilfsorganisationen in Afghanistan in Aussicht stellt, halten es
aber für inakzeptabel, dass die Vergabe dieser Gelder an sicherheitspolitische
Bedingungen geknüpft ist“, sagte Neher bei der heutigen Vorstellung des
Jahresberichts von Caritas international in Berlin. „Als Christen müssen wir
dort helfen, wo Not herrscht, und nicht dort, wo es außenpolitisch oder gar
militärisch erfolgversprechend ist.“ Politische Unabhängigkeit sei für die
Helfer und Partner vor Ort überlebensnotwendig, um nicht zur Zielscheibe von
Aufständischen zu werden. „Wir appellieren an die Regierung, die Verknüpfung
von Hilfsmitteln mit dem Konzept der Vernetzten Sicherheit aufzuheben und die
Eigenverantwortung und komplementäre Zielsetzung der Hilfsorganisationen zu
respektieren.“
Von den Teilnehmern der heutigen Afghanistan-Konferenz forderte der Leiter von
Caritas international, Oliver Müller, ein klares Bekenntnis, sich unabhängig
von militärischen Rückzugsplänen weiter für die Demokratisierung und den
Wiederaufbau des Landes zu engagieren. „Die Menschen in Afghanistan brauchen
weiter unsere Unterstützung. Die dortige Regierung wird noch lange nicht in der
Lage sein, den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten.“ Außerdem forderte
Müller größere Anstrengungen im Kampf gegen die ausufernde Korruption: „Sie ist
ein großes Entwicklungshindernis und darf anderen politischen oder
militärischen Problemen nicht untergeordnet werden.“
Sechs Monate nach dem Erdbeben in Haiti zog das Hilfswerk der deutschen Caritas
eine positive Zwischenbilanz seiner Hilfsmaßnahmen. Nach der unmittelbaren
Nothilfe, für die Caritas international rund zwei Millionen Euro aufgewendet
habe, widme man sich nun dem langfristigen Wiederaufbau. Caritas international
werde sich insbesondere beim Aufbau von Sozialeinrichtungen, Gesundheitszentren
und Ausbildungsstätten sowie der psychosozialen Begleitung der Erdbebenopfer
engagieren. Bisher seien mehr als 18 Millionen Euro an Spenden für Haiti bei
dem Hilfswerk eingegangen. Kritik äußerte Caritas international an den
politischen Rahmenbedingungen: „Wir brauchen ein tragfähiges städtebauliches
Konzept, rechtsverbindliche Regelungen für den Wiederaufbau und die gerechte
Einbindung aller Bevölkerungsgruppen in die Entwicklung des Landes. Diese
Fragen müssen von der Regierung und der Gebergemeinsaft schnellstmöglich
geklärt werden“, forderte Oliver Müller. Kurz vor Beginn der Hurrikansaison
seien noch immer fast eine Million Menschen obdachlos oder lebten in
Notunterkünften.
2009 förderte Caritas international 846 Projekte in 84 Ländern mit insgesamt
41,6 Millionen Euro. 55 Prozent der Mittel flossen in Katastrophenhilfe- und
Wiederaufbauprojekte, 45 Prozent machten soziale Projekte für Kinder sowie
alte, kranke und behinderte Menschen aus. Geografisch lagen die Schwerpunkte
unserer Arbeit in Afrika und Asien. Der Anteil der Werbe- und Verwaltungskosten
lag bei 8,3 Prozent.
Redebeitrag Dr. Neher
zur Jahrespressekonferenz 2010
Redebeitrag Dr. Müller
zur Jahrespressekonferenz 2010
Caritas international ist das Hilfswerk
der deutschen Caritas und gehört zum weltweiten Netzwerk der Caritas mit 162
nationalen Mitgliedsverbänden.