"Während in Deutschland immer mehr Arbeitgeber über einen Azubi-Mangel klagen, gibt es in Nordrhein-Westfalen mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Das zeigt sich auch in Krefeld", sagt Roman Schlag, beim Caritasverband für das Bistum Aachen zuständig für Arbeitsmarktfragen.
In der Stadt kamen von Oktober 2017 bis September 2018 auf knapp 2207 gemeldete Bewerber 1866 gemeldete Ausbildungsstellen. Für eine optimale Versorgung würden sogar zusätzliche 617 Stellen benötigt. "Diese Ausbildungslücke ist besorgniserregend, zumal es bundesweit seit den 1990er Jahren erstmals einen ganz anderen Trend gibt", sagt Schlag. Er kritisiert zudem, dass gleichzeitig ausbildungsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen gestrichen wurden.
Trotz aller Bemühungen blieben laut Arbeitslosenreport NRW mehr als 214 Bewerber in Krefeld zum Stichtag 30. September 2018 gänzlich unversorgt. Mit dem Argument fehlender Ausbildungsreife gäben viele Betriebe Hauptschülern keine Chance mehr, kritisiert Schlag. "Es birgt sozialen Sprengstoff, wenn Unternehmen sich über Fachkräftemangel beschweren, sich aber von Hauptschülern abwenden. Die Betriebe haben eine gesellschaftliche Verantwortung, einen solidarischen Beitrag zur Sicherung der Zukunft junger Menschen zu leisten", mahnt Schlag.
Laut Arbeitslosenreport gab es im September 2018 in Krefeld insgesamt 1903 Jugendliche unter 25 Jahren im sogenannten Langzeitleistungsbezug von Grundsicherung. Annähernd 38 Prozent (715) dieser jungen Menschen sind auf der Suche nach einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und besitzen gleichzeitig keine abgeschlossene Berufsausbildung. Landesweit ist ihre Zahl n den vergangenen drei Jahren um rund zwei Prozentpunkte gestiegen.