Acht Stunden täglich ist das neue Drogenhilfezentrum, das von der Caritas an der Schwertstraße 80 betrieben wird, an 365 Tagen im Jahr geöffnet. Drei Sozialarbeiter, vier Streetworker, ein Rettungssanitäter und neun Sozialhelfer gehören zum Team und sind in Wechselschichten im Einsatz. Das bisherige Café Pause am Westwall ist von dort in die neue Einrichtung umgezogen.
Gute und friedliche Stimmung
Am ersten Tag war das neue DHZ bereits vormittags gut besucht. Durchschnittlich haben bisher täglich rund 30 Personen das Café Pause besucht - zum neuen Tagestreff an der Schwertstraße kamen am Eröffnungstag bis 13 Uhr bereits 50 Menschen. "Wir haben einige bekannte und neue Gesichter gesehen, die sich in den neuen Räumlichkeiten umgeschaut haben. Der kostenlose Kaffee zur Begrüßung wurde gern angenommen", berichtet Jasmin Sprünken, Leiterin des Drogenhilfezentrums. Bis mittags gab es bereits 12 Konsumvorgänge im Drogenkonsumraum. "Den Klientinnen und Klienten gefällt es hier. Es herrscht eine friedliche, gute Stimmung", sagt Caritas-Mitarbeiterin Jasmin Sprünken.
Mit dem neuen Drogenhilfezentrum wird eine wichtige Maßnahme im Handlungsfeld Soziales des vom Stadtrat beschlossenen "Stärkungspakets Innenstadt" umgesetzt. Der Drogenkonsumraum ist dabei eine Lösung für eine in Krefeld seit langem als problematisch empfundene Situation.
So funktioniert das Drogenhilfezentrum: Die Räumlichkeiten der Schwertstraße sind in drei getrennte Bereiche mit separaten Eingängen unterteilt. Die Suchtkranken werden zunächst in Empfang genommen. Ihre Drogen bringen sie selbst mit, es werden keine Drogen gestellt, wohl aber saubere und sichere Utensilien. Es wird am Empfang eine Ersteinschätzung vorgenommen, ob die Person sich in einem Zustand befindet, in dem konsumiert werden kann. Befindet sie sich noch in einem starken Rauschzustand, bestünde die Gefahr einer Überdosierung. Für diesen Fall besteht die Möglichkeit, sich zunächst im Café Pause aufzuhalten. Der nächste Schritt ist ansonsten das Betreten des Drogenkonsumraums. Dort befinden sich drei Kabinen für inhalativen Konsum, außerdem drei Plätze, an denen intravenös Drogen konsumiert werden können. Die Räumlichkeiten sind mit Luftabzug ausgestattet. Durch Verspiegelung ist eine Einsicht für das Personal jederzeit möglich, sodass im Notfall auch schnell medizinische Hilfe gerufen werden kann. Im Drogenkonsumraum hängen die Hausregeln aus, es gibt klar vereinbarte Abläufe. Maximal 30 Minuten dürfen sich die Konsumenten in diesem aufhalten.
Das Café Pause, ehemals am Westwall ansässig, zieht mit dem Start des Drogenhilfezentrums ebenfalls an die Schwertstraße um und bietet dort 36 Plätze. Hier wird den Klienten eine Rückzugsmöglichkeit geboten, sie können Kaffee oder Tee kaufen und bei Bedarf auch ein Frühstück erhalten. Wichtig ist Einrichtungsleitung Jasmin Sprünken das Prinzip von Fördern und Fordern. Die Klienten können durch Arbeiten etwa im Außenbereich Gutscheine erwerben, für die es etwa Tee oder Kaffee gibt. Der angrenzende abgeschlossene Außenbereich kann für den Aufenthalt genutzt werden, den Klienten werde man dort Beschäftigungsangebote unterbreiten können. Denkbar sei etwa, dass gemeinsam eine Möblierung gebaut wird. "Unsere Besucher sollen das Gefühl bekommen, dass es ihr Zentrum ist, dass sie hier in Ruhe ankommen können", sagt Jasmin Sprünken. So steht etwa auch ein Computer bereit, in dem die Nutzenden ihre Mails checken können oder nach Stellenangeboten suchen. Im Café Pause gibt es zudem auch einen Dusch- und Waschbereich. Ferner gibt es einige separate Bereich mit Einzelbüros für die Streetworker - hier können die Klienten in den Austausch mit den Sozialarbeitern gehen.
Der dritte Bereich beherbergt ein medizinisches Basisangebot. Dort können sich Personen untersuchen und behandeln lassen, die eine reguläre Arztpraxis - aus unterschiedlichen Gründen - nicht mehr aufsuchen wollen oder können. Dieser medizinische Bereich wird vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betrieben und eröffnet am 1. April 2023. Vier Ärztinnen und Ärzte werden dort wechselnd tätig sein und für Menschen zur Verfügung stehen, die zum Beispiel auf der Straße leben.
Weitere Infos und Bilder unter: www.caritas-krefeld.de/dhz
Seit Wochen schon werden die Gruppen der Konsumenten in Krefeld von Streetwork und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) darauf hingewiesen, dass ein Drogenhilfezentrum mit Konsumraum an der Schwertstraße eröffnet. Der gewählte DHZ-Standort ist für die Szene sehr gut fußläufig erreichbar, liegt dennoch nicht mitten in der City. Es handelt sich um ein offenes Angebot - entsprechend wird die Nachfrage nicht vom ersten Tag an so sein, dass es eine Vollauslastung gibt. Caritas und Stadtverwaltung setzen darauf, dass dieses Angebot sukzessive bekannter wird.
Die rechtliche Grundlage für den Betrieb eines Drogenkonsumraums ist die Verordnung über den Betrieb von Drogenkonsumräumen des Landes NRW. Krefeld kann auf die Erfahrungen der elf bestehenden Drogenkonsumräume in NRW aufbauen. Die Bürger sollen bei allen Schritten eng eingebunden werden - so wie es auch zuvor einen intensiven Bürgerdialog gegeben hat. Vor der Eröffnung gab es einen Ortstermin mit der direkten Anwohnerschaft und den Bürgervereinen, an dem diese das DHZ in Augenschein nehmen konnten. Das Team des Drogenhilfezentrums wird auf dem Gelände dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Das erweiterte Umfeld wird fortlaufend durch Polizei und KOD intensiv kontrolliert. Für die Nachbarquartiere sind dabei umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen durch KOD und Polizei garantiert worden. Eine verlässliche Präsenz der Ordnungskräfte wurde sichergestellt, Reinigungsintervalle wurden erhöht, Wanderungsbewegungen werden in den nächsten Wochen genau beobachtet. Bei Bedarf kann flexibel reagiert werden. Umfangreiche Hilfen für die Quartiere, beispielsweise am Schinkenplatz oder auf dem Albrechtplatz, sind oder werden umgesetzt, begleitet durch die Gemeinwesenarbeit und das Quartiersmanagement. Auch eine Ordnungspartnerschaft zwischen dem Fachbereich Gesundheit, der Polizei, dem Kommunalen Ordnungsdienst sowie der Staatsanwaltschaft ist bereits geschlossen.