Angesichts steigender Kosten, mangelndem bezahlbaren Wohnraum und fehlender zuverlässiger Unterstützung (z.B. bei der Kinderbetreuung oder Pflege) sowie wachsendem Unsicherheitsgefühl in den Städten machen sich viele Familien Sorgen um die Zukunft. Statt im Bundestagswahlkampf unterschiedliche Lösungskonzepte für diese dringenden sozialen Probleme vorzuschlagen und das Gefühl der Verunsicherung der Menschen ernst zu nehmen, wurde vielfach eine meist unsachliche Migrationsdebatte geführt.
"Geflüchtete Menschen werden instrumentalisiert, um von zentralen Problemen wie fehlenden Fachkräften in der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Pflege, mangelndem bezahlbaren Wohnraum, zu geringer Unterstützung für arbeitslose Menschen oder überlasteten Behörden abzulenken", findet Eva Renard, Sachbereichsleiterin für Integration und Migration bei der Caritas. Die Zahl der Asylanträge sei im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 um rund 30 Prozent in Deutschland zurückgegangen, dennoch würden Flüchtlinge für vieles unter Generalverdacht gestellt. Der Fachdienst für Integration und Migration der Caritas weist darauf hin, dass die Integration und der Einstieg ins Arbeitsleben viel schneller gehen könnten, wenn die Bundesbehörden (z.B. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) Anträge schneller bearbeiten würden. Zwei bis drei Monate Wartezeit seien erfahrungsgemäß nicht selten. Die Caritas begleitet mit ihrem Fachdienst für Integration und Migration viele zugewanderte Menschen in Krefeld.
Gesellschaft lebt von Vielfalt und Gemeinschaft
"Unsere Gesellschaft lebt von Vielfalt und Gemeinschaft. Wir dürfen nicht zulassen, dass soziale Ängste und Nöte benutzt werden, um Spaltung und demokratiefeindliche Entwicklungen zu fördern", fordert Caritas-Vorstand Delk Bagusat. Gerade Migrantinnen und Migranten seien in vielen Bereichen wie zum Beispiel der Pflege eine große Stütze und Bereicherung für die Gesellschaft. "Wir sollten den Fokus auf Integration statt auf Abschiebung legen, denn wir brauchen Zuwanderung, um die demografischen Herausforderungen der nächsten Jahre zu bewältigen", sagt Delk Bagusat. Die Caritas hofft, dass sich die Menschen in Krefeld - einer Stadt, die traditionell weltoffen und tolerant ist - bei der bevorstehenden Wahl nicht von Polemik leiten lassen, sondern demokratische Parteien wählen, die nach echten Lösungen für die sozialen Herausforderungen suchen. Am Austausch mit der Politik, um zu tragfähigen Konzepten zu finden, werde sich die Caritas gerne beteiligen.