Eine Mittelkürzung würde im eklatanten Widerspruch zum aktuell steigenden Beratungsbedarf und den schon im Jahr 2022 erfolgten Zielgruppenerweiterungen der MBE stehen. Neben den ukrainischen Geflüchteten, die ab März 2022 als neue Zielgruppe hinzukamen, wurde der Beratungsdienst durch das neue Chancen-Aufenthaltsrecht noch für Asylsuchende mit guter Bleibeperspektive geöffnet. "Für das Jahr 2024 in Krefeld würde das konkret heißen, dass mindestens 1100 Menschen keine Beratung erhalten werden. Die Entlastungsfunktion für die Behörden vor Ort wäre damit massiv eingeschränkt", warnt Mohammed Ourraoui, Leiter des Fachdienstes für Integration und Migration bei der Caritas in Krefeld. Um auf diese negativen Auswirkungen der geplanten Mittelkürzung hinzuweisen, hatte der Fachdienst in den vergangenen Wochen bereits Krefelder Bundestagsabgeordnete verschiedener Parteien zum Gespräch eingeladen und auf die Situation aufmerksam gemacht.
Die Sorgen, die von der Migrationsberatung der Caritas Krefeld geäußert werden, sind auf dem Gebiet des Bistums Aachen keine Einzelfälle. Auch die Fachdienstleitungen der Migrationsberatungsstellen des SKM Rheydt und der Caritas in Aachen haben ähnliche Bedenken geäußert. Denn auch in den Städten Mönchengladbach und Aachen ist die Migrationsberatung in Trägerschaft der verbandlichen Caritas. Umgerechnet auf die drei Standorte der verbandlichen Caritas im Bistum Aachen, an denen MBE angeboten wird, bedeuten die geplanten Haushaltsmittelkürzungen mehr als 100.000 Euro für das Jahr 2024 weniger. Das entspricht in etwa zwei Vollzeitstellen, die wegfallen. "Das sind Stellen, die für die dringend notwendige Beratung fehlen, ganz abgesehen von den persönlichen Folgen für die Beschäftigten", sagte Duysal Altinli, Fachreferent für Migrationsberatung in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Bistum Aachen.
Stephan Jentgens, Diözesancaritasdirektor im Bistum Aachen, bringt die Besorgnis der Migrationsberatungsstellen auf den Punkt: "Was die Bundesregierung plant, ist Sparen am falschen Ende." Duysal Altinli, Fachreferent für Migrationsberatung beim Diözesancaritasverband, sieht Widersprüche in der Migrations- und Integrationspolitik: "Während sich Bürgermeister und Landräte über die zunehmenden Herausforderungen bei der Integration von Migranten beklagen, plant die Bundesregierung Kürzungen bei den Mitteln, die nachweislich dazu verwendet werden können, Menschen zu helfen, sich erfolgreich in Deutschland zu integrieren," sagt Altinli. Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte erfülle eine essentielle Brücken- und Anwaltsfunktion. Durch die enge Zusammenarbeit und Vernetzung mit verschiedenen Akteuren vor Ort würden nicht nur Ratsuchende, sondern auch Behörden und Institutionen in vielfältiger Weise entlastet. Ein Aspekt der Migrationsberatung erwachsener Zugewanderte ist Altinli besonders wichtig: "Wenn man berücksichtigt, dass an erwachsenen Migranten auch Familien mit Kindern hängen, werden die Folgen möglicher Mittelkürzungen in diesem Feld noch deutlicher."
Die verbandliche Caritas im Bistum Aachen ruft Politiker in den Kommunen und im Land dazu auf, ihre Kolleginnen und Kollegen im Bundestag dafür zu gewinnen, die geplanten Kürzungen zurückzunehmen. "Sie können dabei auf die Caritas und die gesamte Freie Wohlfahrtspflege an ihrer Seite zählen", versichert Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens und fügt hinzu: "Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte ist nicht nur eine Investition in die Integration von Migranten, sondern auch in eine lebenswerte und vielfältige Gesellschaft in Deutschland."